AM124 – Brief an Walter Gropius
Wien, Sonntag, 26. November 1911 [= Poststempel]


[Postskriptum:] XIX. Pokornyg.[asse] 23

Aber – liebes Herz, ich habe Dir geschrieben.

Viel nicht, dazu war ich zu zerrissen – und physisch erschöpft[.] –

Die Münchner Tage waren fast zu viel für mich. – Jetzt – nachdem ich mich ein paar


Tage im Bett ausgeruht habe – geht es mir besser. –

Ich habe gewusst[,] warum ich Dich gebeten habe, nicht nach München zu kommen. — Ich habe Dir es geschrieben. —

Es war eine Massenansammlung von mich kennenden


Menschen. —

Nächste Woche ziehe ich in meine neue Wohnung ein. —

Dann komme! – Wenn Du Zeit und Geld hast. —

Mein Leben verdichtet sich jetzt – ich habe articulirte Pläne für die Zukunft[.] Alles werd ich Dir

sagen – Dir erzählen. Aber schreibe und denke nach[,] ob Du kommen kannst.

Die Kameraderie ist etwas unerhört Wichtiges – um das Andere immer schnell wieder einsetzen zu können, wenn man’s braucht[.]


Apparat

Überlieferung

, , , .

Quellenbeschreibung

1 DBl. (4 b. S.) – Briefpapier.

Beilagen

Umschlag, , Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4 | Herrn Walter Gropius; PSt.: 1#/2 WIEN # | 26.XI.11 – 5 | * # *; von WG mit einer 4 versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen); fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an : „(. . .) Nov. 1911“; rückseitig: Aufdruck: „HÔTEL MEURICE | Rue de Rivoli | PARIS“.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

Antwort auf WG221 vom spätestens 24. November 1911 (ich höre also noch immer nichts? warum nur?): Aber – liebes Herz, ich habe Dir geschrieben. Beantwortet durch WG223 vom 27. November 1911 (Ich hatt\b/e es recht verstanden, weshalb ich nicht nach \M.[ünchen]/ kommen […] durfte, weshalb schreibst Du das heute nochmals??): Ich habe gewusst[,] warum ich Dich gebeten habe, nicht nach München zu kommen. […] Es war eine Massenansammlung von mich kennenden Menschen und WG224 vom 27. bis 30. November 1911 (Soll ich Dich wirklich wiedersehn mir von Deinen Augen, Deinem Wesen das Herz von neuem bezaubern lassen): Aber schreibe und denke nach[,] ob Du kommen kannst.

Datierung

Schreib- und Absendedatum: „1911“ (fremdschr. Datierungsversuch nach Übergabe an , ).

Folgt Poststempel.

Übertragung/Mitarbeit


(Jannik Franz)
(Elke Steinhauser)


A

XIX. Pokornyg.[asse] 23 – s. neue Wohnung.

B

Münchner Tage – s. AM123 vom 21. November 1911: München.

C

geschrieben – s. AM123 vom 21. November 1911.

D

neue Wohnung – „im ersten Stock des Hauses Wien 19“ (, S. 9) in der Pokornyg.[asse] 23, die mit ihrer Tochter „Ende 1911“ (ebd. und , S. 180) bezog. Hilmes ging von einem Einzug in die „Pokornygasse Nummer 12 [!]“ für „Anfang Dezember“ (, S. 125) aus. divers interpretierbarer Wortlaut Nächste Woche im vorliegenden Brief vom Sonntag, den 26. November 1911 (Poststempel) und eine Abschrift eines Briefes von an vom „28.XI.11“ („Ich muss mit viel Sorge an Sie denken: fürchten, dass Sie sich […] bei Einrichtung Ihrer neuen Wohnung überanstrengen, ärgern oder erkälten usw.“, , Ms. Coll. 575, Box 8, Folder 566, hschr. pag. 174) lassen jedoch auch die letzte Novemberwoche als möglich erscheinen.

E

articulirte Pläne für die Zukunft – Dazu gehörte Tätigkeit in biologischer Versuchsanstalt in Wien. In ihren Memoiren schrieb dazu: „Nach Tod fuhr einmal mit mir im selben Zug von München nach Wien. […] er bot mir an, Assistentin bei ihm in der biologischen Versuchsanstalt im Prater zu werden“ (, S. 54). Dies dürfte sich am 21. November ereignet haben (s. AM123). nahm ihre Arbeit in der biologischen Versuchsanstalt jedoch wahrscheinlich erst im Dezember auf, s. AM125 vom 14. Dezember 1911.